EU PPWR: Was sich jetzt ändert – und warum das für Ihr Unternehmen relevant ist
Die neue EU-Verpackungsverordnung (Packaging and Packaging Waste Regulation - EU PPWR) leitet einen grundlegenden Wandel hin zu einer echten Kreislaufwirtschaft ein – und das ist kein sanfter Richtungswechsel, sondern eine deutliche Kurskorrektur.
Unabhängig davon, an welcher Stelle Sie in der Lieferkette stehen: Wenn Ihr Unternehmen mit Verpackungen zu tun hat, betrifft diese Verordnung auch Sie. Hier erfahren Sie, was Sie wissen müssen – und warum es unerlässlich ist, schon jetzt aktiv zu werden, um den Übergang reibungslos zu meistern.
Was steckt hinter der EU PPWR – und warum ist sie so wichtig?
Die EU PPWR verändert, wie Verpackungen in ganz Europa entwickelt, verwendet und entsorgt werden. Ziel ist es, Verpackungsabfälle zu reduzieren, die Recyclingfähigkeit zu verbessern und sowohl die Verwendung als auch die Wiederverwendung von recycelten Materialien zu fördern.
Die Verordnung gilt für alle Unternehmen, die mit Verpackungen zu tun haben – unabhängig davon, ob sie diese herstellen, befüllen, Produkte in Verpackungen verkaufen oder Verpackungsabfälle entsorgen.
PPWR Zeitplan
Die EU PPWR trat im Februar 2025 in Kraft und wird schrittweise umgesetzt. Die ersten regulatorischen Anforderungen – darunter Beschränkungen für Stoffe wie PFAS und Schwermetalle – treten bereits im August 2026 in Kraft.
Die untenstehende Grafik zeigt die verschiedenen Fristen:
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Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Eunomia Research & Consulting Ltd / SAP, „Ready, Set, Comply – Preparing your business for the PPWR“, Mai 2025
Im Kern unterstützt die europäische Verpackungsverordnung den Wandel zu einer Kreislaufwirtschaft. Sie fördert das Modell „Reduce, Reuse, Recyle“ – Materialien sollen möglichst lange im Gebrauch bleiben, um unnötige Abfälle aus Einwegverpackungen zu vermeiden.
Für die Umsetzung der PPWR müssen Unternehmen umfangreiche Daten erheben und pflegen – der Großteil davon wird derzeit noch gar nicht systematisch erfasst. Dazu zählen Informationen über die Materialzusammensetzung, Verpackungsformate, das Vorhandensein gefährlicher Stoffe, die Einhaltung der Kennzeichnungspflichten, sowie die Recyclingfähigkeit und Wiederverwendbarkeit von Verpackungen.
Unternehmen, die bereits jetzt mit der Erfassung relevanter Daten beginnen, sind deutlich besser darauf vorbereitet die kommenden Anforderungen zu erfüllen und hektische Aktionen kurz vor Fristende zu vermeiden.
PPWR-Pflichten für betroffene Unternehmen
Die EU-Verpackungsverordnung legt klare Dokumentations- und Berichtspflichten für alle Unternehmen fest, die Verpackungen auf den EU-Markt bringen. Unternehmen müssen:
- sich bei den nationalen EPR-Systemen (Extended Producer Responsibility) registrieren,
- jährliche Verpackungsdaten einreichen,
- technische Compliance-Unterlagen führen,
- auf Anfrage Nachweise zu den enthaltenen Substanzen bereitstellen.
Zusätzlich sind sie verpflichtet, ihren Kunden folgende Informationen bereitzustellen:
- Zertifikate wie Konformitätserklärungen,
- Kennzeichnungen zur Recyclingfähigkeit,
- und digitale Informationen (z.B. über QR-Codes).
Die Datenherausforderung
Eine der größten Hürden im Rahmen der EU PPWR ist die Notwendigkeit enger Zusammenarbeit entlang der gesamten Lieferkette – sowohl vor- als auch nachgelagert. Unternehmen müssen detaillierte Daten erfassen, um die Verordnung einzuhalten.
Die Verordnung definiert klar die Verantwortlichkeiten für jeden Akteur in der Lieferkette:
- Verpackungshersteller müssen die Einhaltung der Vorschriften sicherstellen, Konformitätsbewertungen durchführen und ihren Kunden Konformitätserklärungen ausstellen.
- Hersteller verpackter Produkte müssen detaillierte Informationen von ihren Verpackungslieferanten einholen.
- Importeure müssen sicherstellen, dass Verpackungen aus Ländern außerhalb der EU alle EU Standards erfüllen und ordnungsgemäß dokumentiert sind.
- Händler sind dafür verantwortlich, nicht konforme Verpackungen vom Markt fernzuhalten.
- Entsorgungsunternehmen benötigen detaillierte Daten, um die EPR-Verpflichtungen umzusetzen.
Nur mit vollständigen und verlässlichen Daten lassen sich die Einhaltung der Vorschriften nachweisen, Fortschritte verfolgen und Verpackungen wirklich nachhaltiger, recycelbarer und wiederverwendbarer machen.
Risiken bei Nicht-Einhaltung der EU PPWR
Die Folgen einer Nicht-Einhaltung der EU-Verpackungsverordnung gehen weit über Geldstrafen oder Verwaltungsstrafen hinaus. Bereits ab August 2026 dürfen keine neuen nicht konformen Verpackungen mehr auf den EU-Markt gebracht werden. Dies betrifft Verpackungen, die den neuen Stoffbeschränkungen für PFAS und Schwermetalle unterliegen. Ab 2030 werden dann nur noch recycelbare Verpackungen auf dem EU-Markt zugelassen sein. Das bedeutet, dass Unternehmen, die nicht konforme Verpackungen verwenden, den Zugang zum EU-Markt vollständig verlieren könnten.
Zudem steigen die Anforderungen an die Transparenz. Durch strengere Melde- und Kennzeichnungspflichten wird künftig klar sichtbar, welche Unternehmen nachhaltige Verpackungen produzieren und einsetzen - und welche nicht.
Wer die neuen Regeln ignoriert, riskiert Reputationsschäden: verlorenes Kundenvertrauen, negative Berichterstattung oder gar den Ausschluss durch Handelspartner, die unter Druck stehen, ihre eigenen Nachhaltigkeitsverpflichtungen zu erfüllen.
Kurz gesagt: Den Anforderungen der EU PPWR einen Schritt voraus zu sein, schützt nicht nur vor Strafen – sondern sichert auch den Marktzugang, schützt das Markenimage und positioniert ihr Unternehmen als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit.
Fazit
Die EU PPWR ist ein zentraler Schritt in Richtung einer Kreislaufwirtschaft für Verpackungen. Angesichts der nahenden Fristen ist es entscheidend, den Umfang, die Risiken und die Pflichten der Verordnung genau zu verstehen.
Der enorme Datenbedarf und die Komplexität der Vorgaben können schnell zu einem Dschungel aus Tabellenkalkulationen führen, wenn Prozesse manuell gesteuert werden. Deshalb ist jetzt der entscheidende Zeitpunkt, geeignete Softwarelösungen zu suchen und einzuführen, mit denen Sie die erforderlichen Informationen strukturiert erfassen, verwalten und validieren können, um den regulatorischen Anforderungen immer einen Schritt voraus zu sein.
Übrigens: Die Entwicklung hin zu strengeren Verpackungs- und Recyclingvorgaben ist kein rein europäisches Phänomen. Länder auf der ganzen Welt bewegen sich in die gleiche Richtung und verfolgen nationale Strategien, die darauf abzielen Plastikmüll zu reduzieren und die Verantwortung der Hersteller zu erhöhen. Beispiele hierfür sind Kanadas „Zero Plastic Waste Strategy“, der „Plastic Pollution Prevention and Packaging Producer Responsibility Act“ in Kalifornien, Japans „Containers and Packaging Recycling Law“ sowie Chinas „Plastic Pollution Control Action Plan“.
Kontaktieren Sie uns, um zu erfahren, wie wir Sie dabei unterstützen können, auch bei sich ständig weiterentwickelnden Regularien compliant und zukunftsfähig zu bleiben.
